Erster Testbericht der noch nicht eröffneten 500m-Teststrecke des „erneuerten Radweges“/später Skaterbahn am Kemnader See
Streckenbelag:
250 m besonders stumpfe Spezialasphaltauflage, 250 m „gewöhnlicher“ (?) Radwegasphalt
Testeinheiten:
1. Fr., 31. Aug. 2012, 14.45-15.45 Uhr
Witterung: Bewölkt, trocken, zuletzt leichter „verdampfender“ Nieselregen (noch keine Schmierfilmbildung).
Sportgerät: Inliner Rennskates/Spezialanfertigung, Rollendurchmesser 110 mm.
2. Fr., 31. Aug. 2012, 21.15-21.45 Uhr
Witterung: Regen; Teststrecke lediglich im Anfangsbereich/Autobahnseite und dem Kurvenbereich wegen Neigung/Gefälle nass, ansonsten fast durchgehend „stark unter Wasser“.
Beleuchtung: Helmbeleuchtung erübrigte sich trotz Regens, da neu installierte und eingeschaltete Laternenbeleuchtung die Strecke effektiv genug ausleuchtete.
Sportgerät: Inliner Rennskates/Spezialanfertigung, Rollendurchmesser 110 mm.
3. So., 02. Sept. 2012, 10.00-13.00 Uhr
Witterung: Sonne, gesamter Streckenbereich trocken.
Sportgeräte: a) Inliner Rennskates (s. o.), b) Freizeit-Hockeyskates, c) Slalom-Rennskateboard, d) Trick-Skateboard.
Bemerkung: Die bis zum 02.09. 2012 errichtete Beschilderung hinsichtlich der Sperrung des Radweges und der gemeinsamen Nutzung des Fußgängerweges ist nicht effektiv genug und nicht eindeutig. Es fehlen auch Hinweise, dass die Teststrecke noch nicht zur Allgemeinnutzung freigegeben ist.
Trotz der von mir errichteten „Behelfsabsperrung“ mit Pylonen, benutzten während der dritten, dreistündigen Testeinheit mehrere hundert „überwiegend friedliche“ Radfahrer und Jogger den gesamten „erneuerten Radweg“ bis zu den in der Nahe des Freizeitbades Heveney auf dem Radweg abgestellten Baufahrzeugen.
ZU 1
Die Oberflächen beider Teilabschnitte sind enorm griffig und „rollenfreundlich“. Wenige Beschleunigungsschritte genügen, um auf hohe Geschwindigkeit zu kommen. Der feinere Spezialbelag gewährt den Skates bei höheren Geschwindigkeiten mehr Laufruhe.
Bei Bremsversuchen per Powerslide (Umsprung in Rückwärtsstellung und Vollbremsung mittels quergestellter Rollen (im Prinzip eine umgekehrte T- Bremse, die allerdings kaum ein Freizeitskater und die wenigsten Rennskater beherrschen)) ist der enorm hohe Reibungskoeffizient dieses Belags und der Unterschied zur anderen, „gewöhnlichen“ Asphaltdecke besonders leicht auszumachen (Genaueres hierzu s. 3. Testeinheit).
Die Laternenmasten scheinen mir, falls sie nicht durch weiche Gummierung o.ä. ummantelt werden, zu nahe an der Strecke angebracht.
Resümee: Nach Verlassen der Teststrecke war leicht zu spüren, wie „witterungsverändert“ und abgenutzt die 30 Jahre alte Asphaltdecke des parallel verlaufenden Fußweges bereits ist. Das Gefühl, auf eine richtige „Holperstrecke“ geraten zu sein, stellt sich ein. Und das weniger wegen der gelegentlich die Asphaltdecke hebenden Baumwurzeln, die dort inzwischen auch Anderen, z.B. Rollatornutzern zur Gefahrenquelle werden könnten.
ZU 2
Zunächst einmal großes Lob wegen der sehr effektiven Beleuchtungsart, die an dem Abend zu meiner Überraschung eingeschaltet war. Mein starkes Helmlicht benötigte ich nur, um vom Behelfsparkplatz am Golfplatz zur Baustelle zu gelangen.
Da jeder Skater aus Sicherheitsgründen und wegen der Gefahr, sich die Ausrüstung zu ruinieren, Regenfahrten grundsätzlich meiden sollte, wurde der Test gerade und nur wegen der immer wieder diskutierten Aquaplaninggefahr unternommen.
Der alte Asphaltbelag des Radweges war „gewohnt glitschig.“ Das änderte sich aber schlagartig nach Erreichen der Baustelle. Nahezu volle Beschleunigung war auch auf den überfluteten Teilen (s. o. Testeinheit 2: Witterung) beider Streckenabschnitte möglich gewesen.
Bremsversuche per Powerslide waren auf beiden Streckenabschnitten nahezu genauso effektiv wie wenige Stunden zuvor auf trockener Asphaltdecke. Selbst das Bremsen „unter Wasser“, also auf den überfluteten Streckenabschnitten, war leicht möglich. Per Powerslidebremse war aber auch dabei ein deutlicher Unterschied auf den verschiedenen Asphaltarten auszumachen.
Resümee: Die Asphaltmischung/-verarbeitung ist für die Nutzung durch fortgeschrittene Inlineskater – auch bei Regen – hervorragend gelungen. Sicherlich haben sich die Verantwortlichen gut von den Erbauern ähnlicher Strecken (z.B. Fläming b. Berlin oder Skatearena Geisingen) inspirieren lassen. Negativ und dringend verbesserungsbedürftig ist die noch nicht vorhandene leichte Seitenneigung des Asphaltprofils, damit das Regenwasser ablaufen kann. Vielleicht ist eine Anhebung in Bahnmitte zu schwierig/kostenaufwändig, eine Neigung von vielleicht nur 0,5 Grad zu einer Seite hin dürfte größere Wasseransammlungen fast völlig verhindern und würde von den Nutzern gar nicht bemerkt. Die z. Zt. frequentierte Strecke um den See – Radweg wie Fußweg – ist wegen des derzeitigen Baumbestandes in weiten Teilen stark windgeschützt. Das bringt gleichzeitig aber auch den Nachteil beständiger Feuchtigkeit mit Schmierfilm, nicht nur im Winterhalbjahr, da aber fast permanent. Neben erhöhter Rutschgefahr leiden dann ja immer Ausrüstung und Bekleidung.
ZU 3
Zu Beginn wurde die Teststrecke besonders im Kurvenbereich gründlich gefegt, von Steinen, Eicheln und Laub befreit und auf gesamter Länge mit Pylonen abgesperrt. Der gesamte Kurvenbereich auf der Seite zum Fußgängerweg hin war ebenfalls durch Pylonen gekennzeichnet, um ein unbeabsichtigtes Befahren zu vermeiden. Die Wirkung diesbezüglich war aber sehr begrenzt (s. o. Testeinheit 3: Bemerkung).
Zunächst mag verwundern, dass ich zu dieser Testeinheit neben den Freizeitskates, mit denen ich in voller Schutzausrüstung seit 7 Jahren Sicherheitskurse für Anfänger und Fortgeschrittene am Kemnader See durchgeführt habe – und von denen besonders an meiner Schule inzwischen hunderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene profitierten – auch Skateboards als Sportgeräte unter die Füße nahm.
Einerseits hängt das damit zusammen, dass ich auf diesen Sportgeräten bereits 1979 mit dem Deutschen Team als Slalomspezialist erfolgreich war (6. Platz im Europacup in München/Verdienter Sportler der Stadt Bochum 1981) und nebenbei auch als Schiedsrichter bei Landes- und Deutschen Meisterschaften zum Einsatz kam. Gelegentlich drehe ich auch heute noch mit meinem alten Rennboard eine schnelle Runde um den See.
Zusätzlich hörte ich Neues von „Skateboardpapst“ Titus aus Münster, den ich aus der Zeit kenne, als er noch bei verschiedenen Skate(board)wettbewerben der 70/80er Jahre des letzten Jahrhunderts aus seinem VW-Bulli heraus Skateboards samt Zubehör verkaufte!
Titus soll neulich im WDR-Fernsehen gut begründet geäußert haben, wieso das Inlineskating als Freizeitsportart keine Zukunft haben kann und stark im Rückzug ist, das Skateboardfahren aber gerade wieder stark im Kommen sei…
Die Testerfahrungen von 1) (Rennskates) wurden voll bestätigt. Auch die Trickfahrten auf meinen Freizeitskates machten viel Spaß. Besonders leicht gelangen Pirouetten auf ein und zwei Beinen, weil ich durch die geradezu sensationelle Bodenhaftung sehr viel mehr Drehschwung aufnehmen konnte, als ich es z. B. vom Asphaltviereck am Bootshaus Gibraltar gewohnt war. Verschiedene Bremsversuche gelangen mühelos. Besonders effektiv war auch diesmal die Powerslidebremse, die ich bei meinen Kursen bislang aus Sicherheitsgründen immer nur besonders erfahrenen Freizeitskatern beibrachte.
Bei den Tests mit Freizeitskates kamen jetzt auch die kontrollierten Sturzversuche hinzu. Hierbei könnte ich auf eine Problematik gestoßen sein, die durchaus einen Verzicht auf diese phantastische stumpfe Spezialasphaltstrecke als ratsam erscheinen lässt. Hier sehe ich Diskussions- und Abwägungsbedarf und möchte resümierend zugleich Lösungsgrundlagen anbieten:
Während die verschiedenen Sturztests auf der erneuerten Strecke mit gewöhnlichem Asphaltbelag „programmgemäß“abliefen, machte sich die stumpfe Spezialstrecke durch merklich verstärkte Bremswirkung bemerkbar, die nicht einfach zu beherrschen ist. Faktum ist, dass meine neuen Handschoner aus dem Freizeitsektor, die gewöhnlich auch 60-70 Stürze sicher verkraften, bereits nach 6 Stürzen (!) praktisch verschlissen waren. Der rechte Schoner war perforiert. Auf der Normalasphaltseite gemachte Sturzversuche hinterließen keine Abriebspuren.
Was tun?
Aus meiner Erfahrung können höchstens 20 % der Freizeitskater gescheit bremsen. Vielleicht gar nur 10 % schaffen es, im Notfall kontrolliert zu stürzen. Einen Helm – das Wichtigste – trägt kaum jemand und auch die Ausstattung mit Hand–, Knie– und Ellenbogenschonern ist selten.
Wie oben erwähnt, ermöglicht die besondere Asphaltdecke auch eine starke, vielleicht unkontrollierte Beschleunigung. Wenn dann Ungeübte mit schlecht sitzenden Protektoren stürzen, verrutschen diese leicht beim Aufprall auf den „Stumpfasphalt“. Die „Reibungsverbrennungen/Abschürfungen“ bei gar ungeschütztem Aufprall möchte ich hier nicht thematisieren.
Für all die Ungeübten wäre die Spezialasphaltierung also gar nicht so günstig. Zumal der Gewöhnliche Asphalt, zumindest zu Beginn, auch bei Regen sehr rutschfest ist. Vielleicht ist es hier nötig, eine besondere Aufklärung hinsichtlich dieser Problematik zu leisten.
Auf jeden Fall bedacht werden sollte, dass an den Seitenrändern egal welcher Asphaltierung ein „barierefreier“ Übergang in den Grünstreifen möglich ist. Das „Rasen in den Rasen“ gehört immer zu meinen Sicherheitskursen. Auch Anfänger beherrschen es schnell. Wenn dass funktioniert und man durch umsichtiges Fahren (auch Inhalt meiner Sicherheitskurse für Anfänger) bei Gefahrenpotential fast grundsätzlich in den Rasen ausweicht, dann spielt die Asphaltierungsart eine weniger gefährliche Rolle und kann den Spezialasphalt favorisieren.
Zum Schluss
Skateboards: Es machte mir großes Vergnügen, das schnelle Slalomboard zu testen. Einige fremde Skateboardfahrer nutzten heute ebenfalls schon die Strecke. Während sehr viele „Skateboarder“ heutzutage kaum das „Jetten“ beherrschen und meistens nur rollern, kann man auf dem Trickboard schnell nicht nur den Handstand erlernen und Steigungsstrecken mit 20 % bergaufwärts (!) bewältigen, ohne sich mit den Füßen vom Boden abzustoßen. Das Letzte probierte ich gleich aus, auch wenn der Hügel zum „Wäldchen“ am Ende der Teststrecke viel weniger steil ist. Klappte ausgezeichnet.
Natürlich haben viele Besucher meine dritte Testaktion am See wahrgenommen. Die Resonanz war überaus freundlich.
Und noch etwas
Hundewiese: Wenn es wirklich keine bessere Lösung geben sollte als für die Inlinerstrecke die Halbinsel in Beschlag zu nehmen, was ich äußerst bedauere und wovon ich erst vor einer Woche erfuhr, so sollte auf jeden Fall ein „mannshoher“ Zaun mit Sichtschutz die Bereiche trennen. Da liegt noch viel Zündstoff, wie ich der Presse und den Anfragen der Hundefreunde, entnehme. Ich hatte einmal einen „historischen Deutschen Hund“ (Titel einer Norwegischen Zeitung 1994) mit dem ich etwa 1800 Mal (!) den See noch als ambitionierter Jogger umrundete.
Bochum, 02.09.2012
Reinhold Marsollek
(Vorstand von BoSS 05 e.V.)